Profile-P+ – Professionskompetenz in der Lehramtsausbildung Physik

Um Lehramtsstudiengänge für das Fach Physik evaluieren und evidenzbasiert gestalten zu können, werden valide Diagnoseinstrumente zur Erfassung der im Studium zu erwerbenden fachbezogenen Kompetenzen benötigt. In der ersten Projektphase ProfiLe-P wurden Kompetenzmodelle und schriftliche Testinstrumente zur Erfassung von Fachkompetenz und fachdidaktischer Kompetenz sowie zur Performanz beim Erklären von Physik entwickelt und pilotiert, die eine Grundlage für differenzierte Analysen von Studierenden erwerbbarer Kompetenzen bilden.

Um bessere Aussagen über die Wirksamkeit von Studienprogrammen machen zu können, müssen die entwickelten Testverfahren allerdings noch vertiefenden Validierungsstudien unterzogen werden. Dies soll in der zweiten Projektphase ProfiLe-P+ vorgenommen werden. Dabei werden drei Teilziele verfolgt. Zum Ersten soll eine Validierung hinsichtlich der von den Probanden gezeigten Performanz bei der Unterrichtsplanung und -analyse erfolgen (insbesondere Zusammenhänge der gemessenen fachlichen und fachdidaktischen Kompetenz mit der Qualität der Unterrichtsplanung und -analyse, Abb. 1). Zum Zweiten sollen die entwickelten Modelle und Messverfahren bzgl. der strukturellen Stabilität, der zeitlichen Veränderung im Studienverlauf und der prognostischen Validität im Hinblick auf Studienerfolg (Zusammenhänge der erfassten Kompetenzen und Studiennoten) validiert werden. Zum Dritten sollen erste Hypothesen zum Einfluss ausgewählter Studiengangskonzeptionen auf die Kompetenzentwicklung generiert werden (z.B. zu Unterschieden der Kompetenzentwicklung in verschieden ausgestalteten Praxisphasen).

Profile-P+ gliedert sich in mehrere Teilprojekte. Im ersten Teilprojekt werden Diagnoseinstrumente für die Domäne des Fachunterrichts in Physik entwickelt, die es ermöglichen sollen, die Performanzqualität der Unterrichtsplanung reliabel und valide zu erfassen. Dabei wird zum einen ein standardisierter Test im Sinne einer Laborsituation realisiert, der sich auf eine vergleichbare Planungsanforderung bezieht, in der Planungsentscheidungen vorgenommen und begründet werden müssen. Zum anderen wird ein Verfahren entwickelt, das die Beurteilung der Planungsperformanz anhand von Planungsunterlagen (schriftliche Planungen, Materialien) ermöglichen soll, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der praktisch orientierten Phasen der universitären Ausbildungsphase erhoben werden. Im zweiten Teilprojekt werden analoge Diagnoseinstrumente entwickelt, die eine Erfassung der Analyseperformanz von angehenden Physiklehrkräften ermöglichen sollen. Auch hierbei sollen standardisierte Verfahren realisiert werden, die auf unterschiedliche aus dem Unterricht stammende Fälle bezogen werden können. Die entwickelten Instrumente beider Teilprojekte sollen genutzt werden, um Zusammenhänge zwischen Ausprägungen des Professionswissens und der Erklärperformanz sowie Ausprägungen der Planungs- und Analyseperformanz zu analysieren (siehe Abb. 1). Im dritten Teilprojekt wird die Entwicklung der Fachkompetenz und der Fachdidaktischen Kompetenz sowie der Erklärperformanz auf Grundlage der im Vorgängerprojekt entwickelten Instrumente in einem längsschnittlichen Studiendesign betrachtet. Dabei werden weitere Variablen mit erhoben, die Varianz bzgl. der Kompetenzveränderung über die Zeit erklären könnten (z.B. Studiengangsmerkmale). Das vierte Teilprojekt dient zum einen der Zusammenführung der Daten und Erkenntnisse der Teilprojekte und zum anderen der Generierung von Hypothesen zur Erklärung von Kompetenzentwicklungsverläufen in Abhängigkeit von verschiedenen Studiencurricula. Insgesamt wird ähnlich wie im Vorgängerprojekt ein Stichprobenumfang von ca. 800 Studierenden angestrebt.

Vogelsang, C., Borowski, A., Fischer, H., Kulgemeyer, C., Reinhold, P., Riese, J. & Schecker, H. (2016). ProfiLe-P+ – Professional Competence in Academic Physics Teacher Education. In Zlatkin-Troitschanskaia, O., Pant, H. A., Lautenbach, C. & Toepper, M. (Hrsg.). Kompetenzmodelle und Instrumente der Kompetenzerfassung im Hochschulsektor – Validierungen und methodische Innovationen (KoKoHs): Übersicht der Forschungsprojekte (KoKoHs Working Papers, 10). Berlin & Mainz: Humboldt University & Johannes Gutenberg University.

Riese, J., Kulgemeyer, C., Zander, S., Borowski, A., Fischer, H., Gramzow, Y., Reinhold, P., Schecker, H. & Tomczyszyn, E. (2015). Modellierung und Messung des Professionswissens in der Lehramtsausbildung Physik. In Blömeke, S. & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (Hrsg.): Kompetenzen von Studierenden: 61. Beiheft der Zeitschrift für Pädagogik (S. 55-79). Weinheim: Beltz.

Prof. Dr. Josef Riese (Universität Paderborn)

Prof. Dr. Josef Riese (ehem. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, heute Universität Paderborn), Dr. Christoph Kulgemeyer (Universität Bremen) und Prof. Dr. Andreas Borowski (Universität Potsdam)

ProfiLe-P+ wird gefördert im Rahmen der Förderinitiative KoKoHs, einem Förderprogramm des BMBF. Weitere Informationen sind hier auf der entsprechenden Projektseite einsehbar.

Förderkennzeichen-Teilprojekt Paderborn: 01PK15005D

Auswirkungen fachlicher und fachdidaktischer Kompetenz auf die Planung von Physikunterricht und Veränderung der Planungsperformanz in Praxisphasen (J. Riese, Jan Schröder), Planungsperformanz - RWTH Aachen

Auswirkungen fachlicher und fachdidaktischer Kompetenz auf die Analyse von Physikunterricht und Veränderung der Analyseperformanz durch Praxisphasen (C. Kulgemeyer, H. Schecker, Maren Kempin), Reflexionsperformanz - Universität Bremen

Entwicklung fachbezogener Kompetenz und Erklärens-Performanz im Physik-Lehramtsstudium (A. Borowski, D. Buschhüter, P. Enkrott), Kompetenzentwicklung - Universität Potsdam

Performanzorientiertes Testen im Physiklehramtsstudium (C. Vogelsang, P. Reinhold, A. Seifert), Performanztesten - Universität Paderborn

Ansprechpartner

Dr. Christoph Vogelsang

Universität Paderborn