Interview mit Hans Rohr, Absolvent des Weiterbildenden Studiums "Mehrsprachigkeit, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache"

Markt-PLAZ: Herr Rohr, Sie geben studienbegleitende Deutschkurse für internationale Studierende an der Universität Paderborn. Erzählen Sie uns darüber.

Hans Rohr: Die Universität bietet vielen Studierenden aus dem Ausland die Möglichkeit, den Master in verschiedenen Studiengängen zu absolvieren. Viele von ihnen sind zwei bis vier Semester an der Universität Paderborn. Sie kommen aus den verschiedensten Ländern. Und damit sie sich hier verständigen und auch miteinander in den Austausch gehen, bietet die Universität Paderborn – schon sehr lange – diese studienbegleitenden Deutschkurse an. Dort werden die Studierenden an die deutsche Sprache herangeführt und mit ihr vertraut gemacht. Dazu bedienen wir uns verschiedener Lektüre und gestalten die Seminare so, dass sie auch Spaß haben. Wir sind ein Team von 38 Dozentinnen und Dozenten. Das tue ich jetzt im zweiten Semester. Und es macht Spaß!

Sie haben das DaZ-Weiterbildungsstudium (DaZ-WBS) erfolgreich absolviert. Über dieses Weiterbildungsstudium haben wir im Markt-PLAZ bereits berichtet (Heft 36, Sommersemester 2017). Nun interessiert mich die Perspektive eines Teilnehmers, also Ihre. Und da zunächst: Was hat Sie dazu bewogen, an diesem Weiterbildungsstudium teilzunehmen?

Vor drei Jahren wurden meiner Gemeinde Migrationsanwärter zugewiesen. Wir haben in der Gemeinde überlegt: Wie kann man den neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen helfen, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden? Im Team waren zu der Zeit auch Lehramtsstudenten die sich ebenfalls dafür interessiert haben, mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Es wurde also mit den Schulen ein Konzept entwickelt, um die Kinder und Jugendlichen dazu zu bewegen, sich nach der 6. Schulstunde noch auf den Weg zu machen, im außerschulischen Kontext Deutsch zu lernen. Dieses Konzept sah vor, dass wir den Schülern dabei helfen, ihre doch sehr komplexen und vielen Hausaufgaben zu erledigen. Plan war auch, dass die zugewanderten Kinder und Jugendlichen sich mit den Kindern aus der Gemeinde anfreunden und auch auf spielerische Weise Deutsch lernen. So fing ich an, mich mit Deutsch als Zweit- und Fremdsprache auseinanderzusetzen, und ich beschloss, mich mal nach einem weiterbildenden Studium in Deutsch zu erkundigen. Und so bin ich auf die Uni Paderborn gekommen.

Wie war das Studium? Was hat Ihnen besonders gefallen? Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten?

Mir hat gefallen, dass wir an die Vielfältigkeit der Möglichkeiten herangeführt wurden. Deutsch ist ja eine Sprache, die lernt man nicht mal eben. Das Konzept, das vom Team des DaZ-WBS ausgearbeitet wurde, macht Freude und Spaß. Ich habe viel gelernt, auch über mich selbst. Nämlich: Vieles, was für mich selbstverständlich ist, ist für Sprachenlerner eine Herausforderung. Ich hatte vorher keine Berührung mit DaZ. Ich bin Fachlehrer, ich habe Ahnung von Didaktik, aber eben nicht im Deutschen als Zweit- und Fremdsprache. Durch das e-Learning wurde auch online gearbeitet, was mir sehr zugute kam. Es war sehr bereichernd. Das Thema Alphabetisierung müsste jedoch ausgedehnt werden. Dem müsste viel mehr Zeit und Raum gegeben werden.

Und welchen Tipp haben Sie für diejenigen, die das DaZ-WBS studieren wollen oder gerade gestartet sind?

Ich würde mich an ihrer Stelle voll darauf einlassen. Was das DaZ-WBS-Team leistet, das ist unglaublich. Hochachtung! Es ist keine Zeit, die vergebens investiert wird. Auch für Deutschlehrer nicht. Es gibt viele Anregungen für den Unterricht. Die Schüler haben heute vielfach einen Migrationshintergrund und ich kann jedem empfehlen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Es macht Spaß, im Team gemeinsam etwas zu erarbeiten und Fortschritte zu erkennen. Vieles ist neu, doch ich meine, es ist eine Iohnende Sache. Ich wünsche allen, die sich dazu bereit erklären, viel Erfolg. Ich kann mich beim DaZ-WBS-Team nur bedanken, es hat Riesenspaß gemacht. Und ja, ich würde es wieder tun.

Vielen Dank!

Hans Rohr absolvierte im Sommersemester 2017 die kleine Variante des weiterbildenden Studiums „Mehrsprachigkeit, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache“, ein Jahr darauf die zwei-semestrige große Variante an der Universität Paderborn. Zusätzlich hat er sich ebendort zum E-Tutor ausbilden lassen. Heute nimmt er neben seiner Fachlehrertätigkeit auch Lehraufträge der Universität Paderborn wahr. Das Gespräch führte Angelina Berisha, PLAZ-Professional School.