Kompetenzentwicklung durch Integration: Curricular verankerte Angebote
Im Kooperationsverbund KICK werden auf der Basis des skizzierten Ansatzes Elemente gemeinsamen Handelns festgelegt und curricular umgesetzt. Vereinbart sind bisher drei Felder der Kooperation, in denen die systematische Kompetenzentwicklung der Lernenden im Sinne der oben skizzierten Integrationsaufgabe unterstützt wird. In jedem Feld gibt es Kooperationsprojekte, die zum Teil bereits existieren und neu ausgerichtet werden oder als gemeinsame Aufgaben geplant sind.
Bei Lernangeboten und Lernsituationen in den Praxisphasen sind die fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Lernfelder die einschlägigen Bereiche der Kooperation zwischen Hochschule und Studienseminaren. Voraussetzung für solche Lernangebote ist nicht nur ein stimmiges Kompetenzentwicklungsprofil, sondern auch ein konsistentes Kerncurriculum für die Praxisphasen und den Vorbereitungsdienst, das – im Sinne der Verknüpfung von Theorie und Praxis – auf Studieninhalte abgestimmt ist. Gemeinsame Lernangebote sind insbesondere im und im Praxissemester geplant.
Für das Orientierungspraktikum, das bisher mit Lehrveranstaltungen der Erziehungswissenschaft verbunden vor- und nachbereitet wird, ist eine konzeptionelle Weiterentwicklung mit dem Ziel einer stärkeren Einbeziehung von ‚beliefs’, subjektiven Theorien und Fragen der Berufseignung geplant; dabei werden die Ergebnisse der large-scale Untersuchungen MT21 (Blömeke et al. 2008) und COACTIV (Baumert et al. 2009) berücksichtigt. Die Begleitung in der Schule soll wie auch im Praxissemester durch ausgebildete Mentorinnen und Mentoren erfolgen.
Das Praxissemester ist ein neues Ausbildungselement, das in NRW mit der Umstellung auf die gestufte Studienstruktur eingeführt wird. Hierfür wurde unter Berücksichtigung der Rahmenvorgaben ein Ausbildungsmodell konzipiert, das der doppelten Zielrichtung des Praxissemesters (im Blick auf das forschende Lernen und auf die Anschlussfähigkeit zum Vorbereitungsdienst) gerecht wird. Dabei sollen Unterrichts- und Schulerfahrungen mit einer theoriegeleiteten Einführung in professionelle Alltagspraxis, mit zur (Selbst)reflexion anleitenden Ausbildungselementen, mit Beratung und Rückmeldung zum Unterricht sowie mit begleitenden fachdidaktischen und forschungsorientierten Veranstaltungen und Theorie-Praxis-Reflexion so verknüpft werden, dass ein spiralförmiger Prozess initiiert wird, der einen sukzessiven Kompetenzaufbau ermöglicht.
Konkrete Orte der Kooperation im Praxissemester sind gemeinsame fachdidaktische Begleitseminare von Lehrenden und Ausbildenden sowie ein Begleitforschungsseminar. Erprobt wird das fachdidaktische Modell eines Ausbildungslabors, an dem Lehrende, Ausbilder, Mentoren sowie Tandems aus Lehramtsanwärtern/- innen und Studierenden beteiligt sind. Mit dem Ziel der Nachhaltigkeit sind curriculare Elemente der Zusammenarbeit zwischen den Institutionen bereits durch Festschreibung in den Prüfungsordnungen der gestuften Lehramtsstudiengänge (B.A./M.A.) abgesichert.
Reflexion und Selbstreflexion sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass die Integration konzeptionellen Theoriewissens und erfahrungsbasierten Handlungswissens gelingt. Aufgabe ist es, geeignete Angebote zur Unterstützung von theoriegeleiteter Reflexion bereit zu stellen. Hier sollen bereits praktizierte Verfahren und Instrumente weiterentwickelt sowie neue Instrumente konzipiert werden.
Im Prozess des Erwerbs professioneller Handlungskompetenz erhalten Fragen der Berufseignung und die Bearbeitung von ‚beliefs‘ und subjektiven Theorien einen herausgehobenen Stellenwert. Dazu sollen Instrumente zur Selbst- und Fremdeinschätzung phasenübergreifend, beginnend bei der Studien- und Berufsberatung in der 12./13. Jahrgangsstufe, eingesetzt und entwickelt werden.
Aufbauend auf gemeinsamen Vorarbeiten für ein phasenübergreifendes Präsentationsportfolio und landesweiten Vorgaben wird ein phasenübergreifendes Reflexionsportfolio ausgestaltet. Es begleitet die Lernenden vom Beginn des Eignungspraktikums bis zur Berufseingangsphase, orientiert sich an den beruflichen Aufgaben und eröffnet Möglichkeiten der Überprüfung der Kompetenzentwicklung. Darüber hinaus bietet sich im Praxissemester, im Vorbereitungsdienst und in der Berufseingangsphase die im Vorbereitungsdienst bewährte Form der kollegialen Fallberatung an, um Praxisprobleme mit der Expertise von Kolleginnen und Kollegen zu bearbeiten und zu lösen. Dabei werden auch Möglichkeiten des kollegialen Austauschs über eine geschlossene E-Learning-Plattform genutzt, für deren Einrichtung auf Erfahrungen der Universität Paderborn und des Studienseminars Paderborn zurückgegriffen werden kann.
In allen Praxisphasen wird den Lernenden zur Unterstützung ihrer Kompetenzentwicklung Beratung und Coaching im Sinne durchgehender Begleitung und Rückmeldung angeboten. Das bereits bestehende Konzept der Berufsberatung schon vor Beginn des Studiums wird insbesondere mit Blick auf Fragen der Berufseignung erweitert. An das vor Beginn des Studiums zu absolvierende Eignungspraktikum, das der Berufswahl dienen soll, wird sich das neu auszurichtende Orientierungspraktikum anschließen.
Für das Praxissemester und den Vorbereitungsdienst sind Instrumente und Verfahren der Beratung, des Coaching und der Reflexion weiter zu entwickeln. Diese sind entwicklungsoffen für und anschlussfähig an eine künftige Ausgestaltung der Berufseingangsphase. Die umfangreichen Vorarbeiten der Kooperationspartner werden zusammengeführt und zu einem Ausbildungsschwerpunkt fokussiert.
Das bedeutet im Einzelnen:
- Weiterführung und Ausbau einer Videothek für Unterrichtsmitschnitte mit einem definierten Format,
- Ausbau einer online-Videoanalyse-Plattform,
- Ausdifferenzierung des bestehenden Analysekonzepts für Videomitschnitte des Unterrichts,
- Einrichtung einer online-Fallbörse für E-Coaching durch erfahrene Mentorinnen und Mentoren, Ausbildende und Lehrende,
- Adaptierung des Beratungsmodells des Vorbereitungsdienstes für das stärkenorientierte Bilanz- und Perspektivgespräch unter Einbeziehung von Rückmeldungen zur Berufseignung.