2. Interkultureller Praxistag
Am Freitag, den 26.4. 2013 fand an der Universität Paderborn der 2. Interkulturelle Praxistag statt, an dem Aspekte der Interkulturalität und der DaZ-Sprachförderung in der Schule verbunden wurden.
Neben der Vorstellung des Projekts Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte NRW hielt die türkischstämmige Autorin und Lehrerin Betül Durmaz eine Lesung mit anschließender Diskussion. In 7 Praxisworkshops hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, sich aktiv bei verschiedenen Themen zu beteiligen und auszutauschen. Der offene Empfang, eine Kaffeepause und der Ausklang mit Imbiss boten die Gelegenheit zu informellen Gesprächen. Dabei konnten sich Interessierte durch die Ausstellung über Möglichkeiten der interkulturellen Praxiserfahrung durch Projekte und Einrichtungen an der Universität und in der Region informieren.
Lesung mit Diskussion
"Döner, Machos und Migranten: Mein zartbitteres Lehrerleben"
Betül Durmaz (Lehrerin und Buchautorin)
"Ich kann die Welt nicht retten, aber ich kann für meine Schüler da sein." Selbstzeugnis einer ungewöhnlichen Frau und Lehrerin. Sie ist Deutsche mit Migrationshintergrund, Muslimin, alleinerziehende Mutter, Betül Durmaz, 40 Jahre alt, unterrichtet an einer Schule, in der die meisten Schüler als "sozial problematisch" gelten, als einzige Lehrerin mit einer Zuwanderungsgeschichte. Durmaz hat ihr Leben, ihren Alltag aufgeschrieben. Ein mitreißendes, authentisches Stück gelebter Integration. "Durmaz" heißt übersetzt: "Die, die nicht stehen bleibt."
Workshops 1
Interkulturelle Impulse im Lehramtsstudium
Karolina Stasiak (Sprecherin des Studierendennetzwerks Leben ist Vielfalt und Lehramtsstudierende)
Julia Srdanovic (Gründungsmitglied Leben ist Vielfalt und Lehrerin)
Das Studierenennetzwerk wurde 2011 ins Leben gerufen. Die gemeinsamen Aktionen zeichnen sich insbesondere durch die Initiative und die vielfältigen Impulse der Teilnehmer aus. In vielen ertragreichen Gesprächen, welche auch gerne während eines internationalen Essen stattfinden, können so Ideen für einen vertieften Umgang mit Fragen zu Interkulturalität angeregt und zeitnah umgesetzt werden.
In dem ersten Teil des Workshops möchten wir den Teilnehmern kurz die selbstgesteckten Aufgaben und Ziele, die Herausforderungen der Gründung des Netzwerkes sowie die bisher organisierten Projekte vorstellen. Um die Netzwerkarbeit weiterzugestalten, laden wir innerhalb des zweiten Programmpunktes die Teilnehmer zu einer aktiven Auseinandersetzung ein. Hier sollen insbesondere angefallene Fragen geklärt und zukunftsweisende Anregungen für das Netzwerk diskutiert werden. Jede/r Interessierte ist herzlich willkommen, die Gruppe kennen zu lernen und mitzumachen!
Workshop 2
Interkulturelle Literatur im Förderunterricht
Katrin Thiessen (Studentische Sprachförderlehrkraft im Projekt Chancen der Vielfalt nutzen lernen, Standort Paderborn)
Nach einer kurzen Einführung in die Didaktik der interkulturellen Literatur im Förderunterricht / DaZ-Unterricht werden die Unterrichtsmaterialien zum Buch "Geheimnisvolle Nachrichten" von Aygen Sibel Celik vorgestellt, die im Rahmen des Sprachförderprojekts "Chancen der Vielfalt nutzen lernen" entwickelt wurden. In Gruppenarbeit haben dann die Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer die Möglichkeit, anhand von ausgewählten Texten der interkulturellen Literatur eine Unterrichtsstunde für die Sekundarstufe I gemeinsam zu erarbeiten. Die Materialien werden anschließend vorgestellt und besprochen.
Workshop 3
Argumentationstraining gegen Stammtischparolen
Andreas Prieb (Lehrer am Helene-Weber-Berufskolleg Paderborn und Mitglied des Netzwerks Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte)
Ausgangspunkt für den Workshop ist die Alltagsbeobachtung, dass sich viele Menschen überrumpelt fühlen, wenn sie unerwartet mit populistischen, rechtsextremen oder allgemein diskriminierenden Sprüchen konfrontiert werden. Der Workshop ist ein kleines Übungsfeld dafür, wie man mit solchen Situationen umgehen kann. Es wird versucht Stammtischparolen zu systematisieren und durch eine oder mehrere simulierte Diskussionen richtige Strategien beim Argumentieren zu finden.
Workshop 4
Sprachbildung im Übergang KiTa Grundschule
Anne Mischendahl (Förderschullehrerin und Mitarbeiterin im Bildungsbüro und Kompetenzteam Kreis Paderborn)
In diesem Workshop werden die Begriffe „Durchgängige Sprachbildung, „Alltagssprache“ und „Fachsprache“ und ihr Bedeutung an der Nahtstelle Kita- Grundschule erarbeitet. Darauf aufbauend werden die Bereiche der Sprachbildung in Kita und Schule, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede erläutert. Im Anschluss haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, praktische Erfahrungen in durchgängigen Sprachbildung in den Bereichen „Erzählen“, „Vorlesen“ und „phonologische Bewusstheit“ zu machen. Dazu können anhand verschiedener Materialien gemeinsame Unterrichtseinheiten bzw. abgestimmte Fördereinheiten für Kita und Grundschule erarbeitet werden. Der Workshop bezieht sich nicht allein auf die Förderung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache, sondern auf Sprachbildung für alle Kinder.
Workshop 5
"DemeK – Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen" – ein Fortbildungsprogramm für Grundschulkollegien
Sandra Mikus und Christian Greiner (Demek-Trainer und Grundschullehrer, Kompetenzteam Kreis Paderborn)
Wie soll man mit der großen sprachlichen Heterogenität in den Klassen umgehen vor dem Hintergrund, dass eine zunehmende Zahl von Schülern sprachlich auffällig ist bei der Anwendung und Nutzung der deutschen Sprache? DemeK ist ein Fortbildungsansatz, der Lehrerkollegien auf den Weg bringt, die Sprachförderung im Regelunterricht zu strukturieren und zum regelmäßigen Bestandteil des Unterrichts zu machen. Im Workshop bieten wir Einblick an praktischen Beispielen, die Sie als Akteur einbinden und Ihnen so einen Einblick vermitteln sollen, dass DemeK sprachliches Lernen und kreativen Umgang mit und Spaß an Sprache verbinden will. Des Weiteren stellen wir auch die Struktur des Fortbildungsangebotes vor.
Workshop 6
Was LehrerInnen über den Islam wissen sollten – Einführung in die Grundlagen des Islam
Farah Bouamar (Islamologin, Poetry-Slammerin und Studierende in der Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn)
Der Terminus 'Islam' ist in aller Munde und seine Omnipräsenz in den Medien kaum wegzudenken. Während einstweilen in der hiesigen Gesellschaft der Islam ausschließlich dem Gastarbeitermilieu zuzuordnen war und man ihn nur am Rande wahrnahm, ist jene Konfession heute im Fokus des öffentlichen Interesses vorgerückt und wesentliches Thema in Bildungsanstalten, in der Politik und in den Medien. Im Rahmen des Workshops soll in Form einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Islams, ein Überblick über die Glaubenslehre des Islams geschaffen werden, der die Basis für eine lebendige Frage- und Diskussionsrunde bildet.
Workshop 7
Interkulturalität – eine Herausforderung für Berufskollegs?
Cem Özel (Studienrat und Diplom-Handelslehrer am Reinhard-Mohn-Berufskolleg Gütersloh und Mitglied des Netzwerks der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte)
Als Lehrer/-in mit bikultureller Lebensweise ist es sicherlich anders, wenn man sich der Alltagssituation interkultureller Klassen widmet, als für monokulturelle Lehrer/-innen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es einfacher ist. Sowohl von der Schülerseite selbst als auch von der Lehrerseite werden Reaktionen schnell den kulturellen Hintergründen zugeordnet bzw. über sie begründet. Dies führt zu Konflikten sowohl in der Klassengemeinschaft als auch zwischen dem Schüler und der Lehrkraft. Dabei sind Klassen mit heterogenen Kulturen "wertvolle Rohstoffe" in einem Berufskolleg. Diese Vielfalt und dieser Reichtum werden noch nicht ausreichend in die Unterrichtsgestaltung aufgenommen. In wieweit können diese Klassen eine Vorbildfunktion für eine Zukunftsgesellschaft bilden? Welche Aufgabe können wir dabei als Lehrer übernehmen? Welche Möglichkeiten der gegenseitigen Wertschätzung und Akzeptanz gibt es? Mit diesem Workshop sollen Erfahrungen ausgetauscht und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.