Lau­Ra – In der Lehr­amts­aus­bil­dung Re­fle­xi­ons­kom­pe­tenz ana­ly­sie­ren

Das Projekt „LauRa – In der Lehramtsausbildung Reflexionskompetenz analysieren“ greift die hohe Bedeutung von Reflexionskompetenz im Zuge der Professionalisierung von angehenden Lehrpersonen auf. Neben Wissen und Handeln wird Reflexion als zentraler Bestandteil der Entwicklung von Lehrerexpertise bezeichnet, mitunter als Relationierungsinstanz zwischen theoretischem Wissen und praktischem Handeln.

Die übergeordnete Fragestellung des Projekts lautet: Gelingt es angehenden Lehrpersonen durch Reflexionsgelegenheiten im Studium ihr theoretisches Wissen mit schulpraktischen Erfahrungen zu relationieren?

Ziel ist es, zu verschiedenen Zeitpunkten im Studium die Reflexionskompetenz von angehenden Lehrpersonen zu untersuchen und Aussagen darüber treffen zu können, ob, inwiefern und unter welchen Umständen es den Studierenden gelingt, theoretisches Wissen und praktische Erfahrungen reflexiv miteinander zu relationieren.

Im Rahmen des Projekts werden unterschiedliche „Reflexionsgelegenheiten“ untersucht (z.B. Portfolios, Seminare, Praxisphasen), die zur Förderung von Reflexionskompetenz beitragen (sollen) und den Studierenden Verbindungen zwischen theoretischen Inhalten und praktischen Erfahrungen ermöglichen. Für die Auswertung der unterschiedlichen Formate werden überwiegend qualitative, aber auch quantitative Analysen vorgenommen.

Nach der Entwicklung und Pilotierung eines dreidimensionalen Modells von Reflexionskompetenz, wurde dieses für die Analyse von Portfoliotexten genutzt. Erste Ergebnisse sind konform zur bisherigen empirischen Befundlage: die schriftliche Reflexion von Praxiserfahrungen geht im Portfolio selten über eine beschreibende Ebene hinaus. Durch differenzierte Analysen (u.a. auf Basis der LZV-Standards für die Praxisphasen) konnten wir allerdings feststellen, dass insbesondere im Standard „Theorie-Praxis-Verknüpfung“, höhere Reflexionsniveaus erreicht werden. Es scheint, dass der Einbezug theoretischer Inhalte die Studierenden dabei unterstützt, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, praktische Situationen kritisch zu beurteilen und auf Basis von Theorie auch alternative Handlungsweisen zu generieren.

In einer weiteren Studie wurde die Reflexion von eigenem und fremdem Klassenführungsverhalten angehender Lehrpersonen untersucht. Hierzu wurde ein Seminar entwickelt, in welchem die Studierenden theoretische Grundlagen zum Thema Klassenführung erarbeiteten sowie die Möglichkeit erhielten, eine Unterrichtssimulation zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. Die schriftlichen Reflexionen der Studierenden wurden inhaltsanalytisch und mit Hilfe eines quantitativen Scores ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Reflexion eigenen Verhaltens als förderlicher für Reflexion erweist und dass auch hier (unabhängig davon, ob eigenes oder fremdes Verhalten reflektiert wurde) das Niveau der Reflexionstexte durch theoretische Bezüge erhöht wurde.

In einer weiteren Studie wurden Daten zu Zusammenhängen zwischen dem (bildungswissenschaftlichen) Professionswissen und der Reflexionskompetenz angehender Lehrpersonen ausgewertet. In einer Stichprobe von N=295 Lehramtsstudierenden aller Schulformen wurde das bildungswissenschaftliche Professionswissen, reflexionsbezogene Dispositionen sowie die reflexionsbezogene Performanz der Studierenden erfasst. Durch Korrelations- und Regressionsanalysen konnten signifikante, positive Zusammenhänge zwischen dem Wissen der Studierenden, der subjektiven Einschätzung der Relevanz von Reflexion im Lehramtsstudium, ihren reflexionsbezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen sowie der reflexionsbezogenen Performanz nachgewiesen werden. In den Regressionsanalysen zeigt sich ein Effekt ausschließlich bzgl. des bildungswissenschaftlichen Wissens auf die reflexionsbezogene Performanz der Studierenden.

In einer weiteren Untersuchung (N = 569) wurde das subjektive Reflexionsverständnis von angehenden Lehrkräften erhoben und mit einer theoretischen Modellierung von Reflexionskompetenz verglichen. Auch wurden Zusammenhangsanalysen zwischen dem Reflexionsverständnis und der Reflexionsperformanz der Teilnehmenden untersucht. Durch qualitative und quantitative Analysen konnte gezeigt werden, dass sich das subjektive Verständnis von Reflexion in großen Teilen mit einer theoretischen Modellierung deckt. Zentraler Unterschied liegt hier jedoch bei einem übergeordneten Ziel von Reflexion - der Relationierung von Theorie und Praxis. Diese wird von den Studierenden größtenteils nicht erwähnt. Es lassen sich darüber hinaus Zusammenhänge zwischen dem subjektiven Reflexionsverständnis und der Reflexionsperformanz Lehramtsstudierender feststellen. So zeigt sich bspw. die Komplexität der erwähnten kognitiven Denkaktivitäten (z. B. analysieren, bewerten) im Reflexionsverständnis auch in der Reflexionsperformanz. 

Meier, J., Vogelsang, C., Watson, C. & Schaper, N. (im Druck). „Reflexion ist erzwungenes Nachdenken“ – Zusammenhänge zwischen dem Reflexionsverständnis Lehramtsstudierender & Facetten ihrer Reflexionskompetenz. Lehrerbildung auf dem Prüfstand. 

Meier, J. (2022). „LauRa - In der Lehramtsausbildung Reflexionskompetenz analysieren“ : Untersuchungen zum Verhältnis von Theorie, Praxis und Reflexion im Rahmen der Professionalisierung angehender Lehrpersonen. Dissertationsschrift betreut durch Herrn Prof. Dr. Niclas Schaper & Prof. Dr. Bardo Herzig, Universität Paderborn. http://dx.doi.org/10.17619/UNIPB/1-1274

Meier, J. (2022, 10. Mai). „Reflexion ist erzwungenes Nachdenken" – Ein Beitrag zum Reflexionsverständnis Lehramtsstudierender [Vortrag im Forschungskolleg „Empirische Bildungsforschung“]. Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung – PLAZ-Professional School, Universität Paderborn. 

Stender, J. (2021, 23. September). Wissen & Reflexion im Lehramtsstudium – Ergebnisse zum Verhältnis von Professionswissen und der Reflexionskompetenz angehender Lehrpersonen [Konferenzbeitrag auf der Jahrestagung der DGFE-Sektion Schulpädagogik Reflexion & Reflexivität in Unterricht, Schule & Lehrer*innenbildung]. Universität Osnabrück (online). 

Stender, J. & Watson, C. (2021, 15. September). „Reflexion ist erzwungenes Nachdenken" – Ein Beitrag zum Reflexionsverständnis Lehramtsstudierender [Konferenzbeitrag auf der Sektionstagung empirische Bildungsforschung (AEPF)].Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (online).

Stender, J., Watson, C., Vogelsang, C. & Schaper, N. (2021). Wie hängen bildungswissenschaftliches Professionswissen, Einstellungen zu Reflexion & die Reflexionsperformanz angehender Lehrpersonen zusammen? HLZ – Herausforderung Lehrer*innenbildung, 4 (1), 229–248. https://doi.org/10.11576/hlz-4057

Stender, J., Vogelsang, C., Watson, C. & Schaper, N. (2020). Reflexion von (eigenem oder fremdem) Klassenführungsverhalten angehender Lehrpersonen. Eine Untersuchung im Kontext von Unterrichtssimulationen im Lehramtsstudium. Jahrbuch für Allgemeine Didaktik (JfAD) 2020, 18-39.

Stender, J., Schaper, N., Vogelsang, C. & Watson, C. (2019). Professionalisierung durch Portfolioarbeit – Ein Beitrag zur Erfassung der Reflexionskompetenz von Lehramtsstudierenden. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 12 (2), 181-206.

Stender, J. (2018, 28. September). „Wie wirksam ist Portfolioarbeit? Analyse der Reflexionskompetenz angehender Lehrpersonen auf Basis von Portfoliotexten“ [Einzelbeitrag auf der Fachtagung Beratung und (Selbst-) Reflexion in der Lehrer*innenbildung]. Universität Vechta.

Stender, J. (2015). Die Bedeutung von Reflexionskompetenz im Zuge der Professionalisierung von angehenden Lehrpersonen. Examensarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen betreut durch Herrn Prof. Dr. Niclas Schaper. Universität Paderborn.

An­sprech­part­ne­rin

Dr. Jana Meier

Institut für Erziehungswissenschaft

Raum H5.201
Universität Paderborn
Warburger Str. 100
33098 Paderborn

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