Teilprojekt I: Entwicklung eines Performanztests für das Lehramtsstudium im Fach Englisch: Feedback im Kompetenzbereich Schreiben

Im Teilprojekt Englisch wird ein handlungsnahes Prüfungsformat für die Englischlehrer*innenbildung entwickelt und validiert. Bisher werden in der Lehramtsausbildung eher klassische mündliche und schriftliche Prüfungsformate eingesetzt, welche jedoch handlungsnahe Kompetenzen der Lerner*innen – Lehrer*innen-Interaktion nicht adäquat erfassen. Eine solche, in der Praxis häufig auftretende, Situation ist das Feedbackgespräch, beispielsweise im Kompetenzbereich Schreiben.

Die fremdsprachliche Kompetenz Schreiben wird im Common European Framework of References (CEFR) und in den Bildungsstandards als Prozess interpretiert (vgl. Porsch, 2020, 69). Im Vergleich zu einer Produktorientierung, mit ausschließlicher Rückmeldung zu finalen Texten, wird ein rekursiver Prozessansatz mit mehreren Entwürfen auch als lernförderlicher betrachtet (vgl. Lee, 2017, 14). Laut Kernlehrplänen des Landes Nordrhein-Westfalen sollte den Lernenden neben den summativen Leistungsrückmeldungen ebenfalls „ein den Lernprozess begleitendes Feedback“ (MSB, 2019, 36) gegeben werden. Auch in den Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften der KMK wird im Kompetenzbereich Beurteilen die Anforderung formuliert: „Absolventinnen und Absolventen erkennen individuelle Lernausgangslagen und setzen spezielle Fördermöglichkeiten ein“ (KMK, 2019, 11). Dabei sollen Absolvent*innen auch unterschiedliche Beratungsformen situationsgerecht einsetzen und zwischen Beratungs- und Beurteilungsfunktion unterscheiden (vgl. KMK, 2019, 12). Empirisch hat sich dennoch gezeigt, dass der Ansatz des Schreibprozesses im Unterricht keine bedeutsame Rolle einnimmt (vgl. Porsch, 2020, 78).  So lässt sich in den Vorgaben der Lehramtsausbildung und des Unterrichtens ein Fokus auf lernförderndes, prozessorientiertes Feedback vor allem im Kompetenzbereich Schreiben identifizieren, welcher in der Praxis zurzeit noch nicht ausreichend Berücksichtigung findet. Diese Diskrepanz weist u. a. auf einen Weiterentwicklungsbedarf in der Lehramtsausbildung hin.

Ziel des Projekts ist es einen Performanztest zu entwickeln, welcher diese handlungsorientierten Feedbackkompetenzen adäquat testet. Durch Entwicklung eines Performanztests und dem sich anschließenden Einsatz an der Hochschule, sollen auch unter dem Einfluss eines positiven washbacks Entwicklungspotentiale für die Englischlehrer*innenbildung aufgezeigt werden.

Zunächst werden, basierend auf bisherigen Erkenntnissen, Kriterien für effektives lernförderndes Feedback aufgestellt. Darauf aufbauend wird der eigentliche Performanztest in Anlehnung an die Vorarbeiten der Medizin- und Physikdidaktik entwickelt (vgl. z.B. Kulgemeyer & Tomczysyn, 2015). In einer Querschnittsstudie mit Lehramtsstudierenden wird das Verfahren in videographierten Settings erprobt. Im Anschluss erfolgt eine Validierung des Performanztests, u. a. mit Experteninterviews und Studierendenbefragungen.

Kulgemeyer, C. & Tomczyszyn, E. (2015). Physik erklären – Messung der Erklärensfähigkeit angehender Physiklehrkräfte in einer simulierten Unterrichtssituation. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 21 (1), 111–126. doi.org/10.1007/s40573-015-0029-5

Kultusministerkonferenz (KMK). (2019). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften.

Lee, I. (2017). Classroom Writing Assessment and Feedback in L2 School Contexts. Springer Singapore. doi.org/10.1007/978-981-10-3924-9

Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSB). (2019). Kernlehrplan für die Sekundarstufe I Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Englisch.

Porsch, R. (2020). Fremdsprachliches Schreiben in der Schule lehren. Fremdsprachen Lehren und Lernen, 4 (1), 67–82. doi.org/10.2357/FLuL-2020-0005

Ansprechpartner

Thomas Janzen

Universität Paderborn